Mittwoch, 24. Februar 2016

Cuando era joven ...

Cuando era joven, la intolerancia era una de mis virtudes basicas; debia de ser insoportable. Ademas, mi gran timidez me llevaba a mostrarme orgulloso, despreciativo y aspero. No es que ahora sea mucho mejor, pero he aprendido a ser cortés, o mejor dicho, ahora me son indiferentes muchas cosas que antes no eran.

Jorge Luis Borges

Mittwoch, 17. Februar 2016

Wie wir uns kaputtpsychologisieren

Burkhard Voss ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und bezeichnet sein eigenes Schreiben als "scharf formulierte Kritik an der Psychotherapie sowie an den Krankheitserfindern". Einige seiner Schlussfolgerungen ("Wer nicht reflektiert, ist klar im Vorteil") sind allerdings von einer Simplizität, die einen schaudern lassen.

Wolfgang Clement schreibt im Vorwort: "Man muss nicht alle Positionen des Autors teilen – das tue ich auch nicht – aber seine entschiedene und auch erfrischende Kritik an einer leichtfertigen Übernahme von Trends und Zeitgeistverirrungen kann die öffentliche Diskussion bereichern."

Einer dieser Zeitgeisttrends besteht darin, dass für alles und jedes psychologische Betreuung angeboten wird. Keine Naturkatastrophe, keine Entführung, kein Unfall etc., ohne dass uns die Medien wissen lassen, ein Care-Team sei vor Ort. Was dieses dann genau macht (ausser, wie die Medien, den Rettungskräften im Weg stehen), erfährt man dann allerdings nicht.

Aus Untersuchungen zu 9/11 wissen wir, dass die Angehörigen der Opfer, die damals keine psychologische Hilfe in Anspruch genommen haben, am besten mit dem Verlust umgehen konnten.

Burkhard Voss orientiert sich an der Wissenschaft. Die über 190 Gender-Professuren in den geisteswissenschaftlichen Bereichen an deutschen Unis und Fachhochschulen hält er für Pseudowissenschaft. Ich selber wüsste nicht einmal zu sagen, was an den Geistes- oder den Rechtswissenschaften wissenschaftlich sein könnte.

Von der Psychoanalyse und der postmodernen Philosophie ("hat sich verabschiedet von Empirie und Fakten") hält Burkhard Voss auch nichts. Und von der politischen Korrektheit, gemäss der (unter anderem) das angeblich diskriminierende Wort "Behinderte" durch "Menschen mit besonderen Eigenschaften" ersetzt werden soll, überhaupt gar nichts.

Laut dem Autor bilden Psychoanalyse, postmoderne Philosophie und Gender-Mainstreaming die drei Säulen der Reflexivkultur, die er als "uferlos" bezeichnet. "Das Ergebnis sind überdrehte Zeitgenossen, die mit ihrem ständigen Psychologisieren und Problematisieren nicht nur nervtötend sind, sondern auch wichtige Entscheidungen blockieren. Ob im privaten Umfeld oder in der Politik: Eigene Befindlichkeit geht vor Gemeinwohl, Subjektives sticht Tatsachen, Wohlfühl-Diktat schränkt individuelle Freiheit ein."

Gegen die von ihm so genannte Reflexivkultur schreibt Burkhard Voss nicht nur an, sie inspiriert ihn auch. Zur Vorstellung etwa, dass "ein Klassenausflug im Jahre 2022 nur unter Hinzuziehung eines Traumatherapeuten für den betreuenden Lehrer durchführbar" sein wird.

So pauschal und effekthascherisch (aber eben auch witzig) der Autor durch die Gegend wütet, er kann auch anders, nüchtern und ernsthaft. Es wäre "irrsinnig zu behaupten, dass alle Organe und Organsysteme des Menschen prinzipiell erkranken können, aber das komplexeste Organ, das Gehirn, gerade nicht. Natürlich gibt es psychische Erkrankungen. Diese werden in den letzten Jahren deutlich mehr diagnostiziert, sie treten nicht tatsächlich mehr auf. Das muss man auseinanderhalten."

Voss zitiert Paul Watzlawik, Ernst Jünger, Konfuzius und Freud, erinnert an den Fall des Binjamin Wilkomirski, dessen posttraumatische Konzentrationslager-Kindheitserinnerungen erfunden waren, ereifert sich über Achtsamkeitsgetue (Israelische Kardiologen fanden heraus, dass die Nicht-Achtsamen länger leben) und über "dauerreflexive Gutmenschen."

Was er nicht erwähnt (oder habe ich es überlesen?): Wir verdanken diese Entwicklung zur Therapie-, Betreuung- und Beratungsgesellschaft nicht in erster Linie den Hilfe- und Ratsuchenden, sondern den Psychiatern, Psychologen und Sozialarbeitern, die grosses Interesse an solchen (und noch viel mehr) Problemen haben. Weil sie damit Arbeit haben. Und gut davon leben können. 

Burkhard Voss plädiert für das rechte Mass. Dass er das ohne Mass tut, soll ihm nachgesehen werden. Weil die Stossrichtung stimmt. Und auch solcher Sätze wegen: "Stress ist die anthropologische Zumutung schlechthin. Was sind dagegen schon Seuchen, Kriege und Naturkatastrophen."

Burkhard Voss
Deutschland auf dem Weg in die Anstalt
Wie Wir Uns Kaputtpsychologisieren
Solibro Verlag, Münster 2015

Mittwoch, 10. Februar 2016

Die Kunst Haltung zu zeigen

Demut, Mitgefühl sowie die ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst sind unabdingbar für die Charakterbildung, doch in unserer Kultur werden sie nicht gefördert. Stattdessen wird uns beigebracht, "wie man sich selbst vermarktet und anpreist und die für den beruflichen Erfolg notwendigen Kompetenzen aneignet." Das führt dazu, dass wir keinen inneren Kompass entwickeln, der uns sagt, was für uns richtig und was falsch ist. Und so werden wir im Übermass abhängig davon, was andere über uns denken.

In David Brooks Charakter. Die Kunst Haltung zu zeigen geht es um die Frage, "wie es einigen Menschen gelungen ist, einen starken Charakter zu entwickeln. Es geht um eine geistige Haltung, die sich Menschen durch die Jahrhunderte hindurch zu eigen gemacht haben, um ihren inneren Wesenskern zu härten und Herzensweisheit zu erlangen." 

Wir leben in egomanischen Zeiten. 1950 fragte das Meinungsforschungsinstitut Gallup Highschool-Zwölftklässler, ob sie sich für eine sehr wichtige Person hielten. 12 Prozent antworteten mit Ja. 2005 waren es 80 Prozent.

In uns hineinzuhören, nachzudenken, unseren Leidenschaften zu folgen und unseren Gefühlen zu vertrauen, scheint uns nicht nur sinnvoll, sondern natürlich. Sich zu fragen, was man vom Leben will, was wichtige Lebensziele sein sollen, ist uns selbstverständlich. Und könnte irriger nicht sein, denn das Leben lässt sich nicht wie ein Business-Plan organisieren.

Realistischer wäre, sich umgekehrt zu fragen: Was will das Leben von mir? Welche Handlungsweise verlangen meine Lebensumstände von mir? "Nach dieser Sichtweise sind wir nicht die Schöpfer unseres Lebens, vielmehr nimmt uns das Leben selbst in die Pflicht. Die wichtigen  Antworten finden wir nicht in  uns, sondern um uns herum."

Der jüdische Psychiater Viktor E. Frankl wurde 1942 von den Nazis verhaftet und landete in verschiedenen Konzentrationslagern, wo er zum Verlegen von Bahngeleisen abkommandiert wurde. "Dies war nicht das Leben, das er für sich selbst geplant hatte. Dies war nicht seine Leidenschaft oder sein Traum. Wenn es nach ihm und seinen Wünschen gegangen wäre, hätte er dies nicht getan. Aber das war nun einmal seine Aufgabe, die ihm das Schicksal zugewiesen hatte. Und er begriff: Was für eine Art Mensch er werden würde, hing von der inneren Entscheidung ab, die er als Reaktion auf diese Umstände träfe."

Frankl nahm sein Schicksal an. Da er die äusseren Zustände nicht kontrollieren konnte, bemühte er sich, nicht zum Opfer seiner Gefühle zu werden, seine seelische Verfassung zu disziplinieren. Und er fragte sich, was ihn seine Situation über das Leben lehren könne: "Verantwortung tragen für die rechte Beantwortung der Lebensfragen, für die Erfüllung der Aufgaben, die jedem Einzelnen das Leben stellt".

David Brooks porträtiert in seinem Buch Menschen, für die nicht die Selbstverwirklichung im Zentrum stand und die deshalb viel in der Welt bewirken konnten. Das meint nicht, dass sie sich selbst entfremdet waren, sondern dass sie nicht dem Ethos der Authentizität huldigten.

Der Philosoph Charles Taylor hat von einer eigentlichen "Kultur der Authentizität gesprochen. "Diese Einstellung basiert auf der romantischen Vorstellung, dass jeder von uns im Kern seines Selbst eine Goldene Figur birgt ... Nach dieser Anschauung kann man dem Selbst vertrauen und sollte ihm nicht misstrauen ... Wir wissen, dass wir das Richtige tun, wenn wir uns innerlich gut fühlen."

Anhand der unterschiedlichsten Biografien (von Augustinus bis zu Georg Eliot) meditiert Brooks über die Werte, die unser Leben prägen und plädiert für eine grundsätzlich andere Ethik als die herrschende Ego-Sicht, die Verhalten belohnt, das zum Erfolg führt, Kalkül und Eigennutz befördert.

Hätten wir die Wahl zwischen Wohlbehagen und Bequemlichkeit (von den Ökonomen Eigennutz, von  den Psychologen Zufriedenheit genannt) einerseits und Leiden andererseits, würden wir wohl kaum das Leiden wählen. So einleuchtend uns dies auch scheinen mag, es ist beim genauen Hinsehen verblüffend, denn durch Leiden entwickeln wir uns. "Wenn wir uns an die entscheidenden Ereignisse erinnern, die unsere Persönlichkeit formten, sind dies in der Regel keine 'Glücksmomente'. Am prägendsten scheinen vielmehr die leidvollen Erfahrungen zu sein. Die meisten Menschen greifen nach dem Glück, haben aber das Gefühl durch Leiden geformt zu sein."

Der Mensch ist nicht nur ein widersprüchliches, sondern auch ein sehr sonderbares Wesen. "Er kann seinen eigenen Willen nicht in die Tat umsetzen, er kennt seine langfristigen Interessen, hat es aber auf kurzfristigen Lustgewinn abgesehen, und er gibt sich redlich Mühe, sein Leben zu verpfuschen", wie bereits Augustinus erkannte.

Was also ist zu tun? Wir müssen lernen, ins Gleichgewicht zu kommen, indem "wir uns, zumindest teilweise, der vorherrschenden Kultur widersetzen", so David Brooks. Also nicht selbstsüchtig, sondern moralisch leben. "Moralisch gute Handlungen erfüllen uns mit einer Freude, die alle anderen Freuden kümmerlich und leicht entbehrlich erscheinen lässt."

David Brooks
Charakter
Die Kunst Haltung zu zeigen
Kösel Verlag, München 2015

Mittwoch, 3. Februar 2016

Slowing the Heartbeat & Stilling the Mind

As Eastern meditations such as Zen became a fad, Vonnegut maintained that we had our own Western method of achieving the same results of slowing the heartbeat and stilling the mind; it was called "reading short stories".

Dan Wakefield in his introduction to
Kurt Vonnegut's "If This Isn't Nice, What Is?"
Seven Stories Press, New York - Oakland