Mittwoch, 15. April 2015

Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache

Ein eigenartiger Titel, im Deutschen wie auch im Englischen (es handelt sich um eine zweisprachige Ausgabe), der sehr nach einem ambitionierten jungen Mann klingt, und das war David Foster Wallace ja auch, als er mit 22 Jahren diesen Text über seine Erfahrungen mit Depressionen schrieb.

Häufig ist ihm ganz elend, besonders morgens nach dem Aufstehen, dann muss er sich übergeben. Auch weint er ohne jeden Anlass, vernimmt auch ohne Aussenreize Geräusche in seinem Kopf und wenn keine kommen, beginnt er sie zu suchen, "wie eine Motte das Licht". "Ich wusste, dass ich nur ein Mensch war, aber dieser Mensch hier war ein Steppke mit Problemen, der weder den Inhalt noch die Implikationen der Geräusche aushalten konnte, die in seinem Schädelinnenraum hervorgebracht wurden."

Manche Menschen denken bei Depression an "eine total intensive Traurigkeit, so wie das Gefühl, wenn einem der Hund stirbt ...". Nur eben: Depression ist etwas ganz, ganz anderes. Eine üble Sache. Eine sehr üble Sache. Und das zeigt dieser Text eindrücklich.

Auf den Planeten Trillaphon, wo man sehr viel schneller müde wird als auf der Erde, gelangt man übrigens indem man recht viele starke Antidepressiva einnimmt. Dank dieser, so lässt Foster Wallace verlauten, gehe es ihm "etwas besser." Zudem: "Das Lesen fällt auf Trillaphon sehr schwer, aber das kommt mir sehr gut zupass, weil ich sowieso kaum noch lese, eigentlich nur die Zeitschrift Newsweek, weil ich die zum Geburtstag im Abo geschenkt bekommen habe. Ich bin einundzwanzig.

Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache ist eine beklemmende und immer wieder witzige Geschichte. Nur schon die Schilderung des Weissen Stockwerks im Krankenhaus ("der Stock für Steppkes mit Problemen") lohnt die Lektüre.

David Foster Wallace
Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache
The Planet Trillaphon As It Stands In Relation To The Bad Thing
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015

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