Mittwoch, 28. Januar 2015

The Dangers of Heavy Drinking

I just read an article on the dangers of heavy drinking.

Scared the shit out of me.
So that's it!
After today, no more reading.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Ohne einen blassen Schimmer

Er erwachte ohne einen blassen Schimmer zu haben, wo er war oder wie er hierhergekommen war. So viel zum Alkohol.

Kate Atkinson: Das vergessene Kind

Mittwoch, 14. Januar 2015

Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde

Sucht ist ein Handeln, "über das ein innerer Zustand des Unglücklichseins, der Spannung und der Unruhe oder der qualvollen Leere verändert werden soll", schreibt Eckhard Schiffer. Das Ziel ist also Befriedigung. Und die will man nicht nur schnell, sondern sofort. Und auch wenn man weiss, dass dieser Weg in die Selbstzerstörung mündet, so wird er trotzdem gegangen.

Erfreulich klar hält der Autor fest: "'Weitermachen trotz Selbstzerstörung', diese Devise gilt für die Alkohol- und Drogensucht als auch für die Fress- und Magersucht, gleichfalls aber auch für das Auffressen unseres Planeten. Wir machen weiter, obwohl wir wissen, was wir anrichten. Unser Verhalten ist heutzutage umfassend süchtig."

Angenommen, wir wollen nicht so weiter machen, was ist dann zu tun? Wir können vorbeugen, indem wir die gesunden Kräfte in uns fördern. Doch was hat das alles mit Huckleberry Finn zu tun? Huck kommt trotz schlechtester Voraussetzungen – sein Vater ist ein gewalttätiger Säufer, Huck selber ist faul, verwahrlost und ohne festen Wohnsitz – bestens mit dem Leben klar. Er lebt nach seinen eigenen Regeln und in "einer eigenen, nicht vorfabrizierten Welt, die mit allen Sinnen erfahren und so in ihrer scheinbaren Banalität zum Abenteuer wird  – und zum Abenteuer in der Phantasie einlädt."

Thema dieses Buches, das sich an alle wendet, die mit Kindern zu tun haben, ist, "wie sich eine solche Rebellion in unserer Gegenwart umsetzen lässt, ohne allzu sehr Aussenseiter wie Huckleberry Finn werden zu müssen." Es handelt sich also um ein Plädoyer für eine kinderfreundliche Pädagogik. Doch nicht nur, es ist nämlich auch noch etwas ganz anderes: eine sehr deutliche Kritik an unserer Konsum-Diktat-Gesellschaft.

"Für den Umsatz, den Konsum in unserem Land ist eine brennende Phantasie gefährlich. Es kommt ein Zirkel in Gang, der genau dem der Suchtentstehung entgegengesetzt ist: Über eine Sparsamkeit der Mittel und ein Verweilen wird eine brennende Phantasie freigesetzt, die die Orte der Konsummanipulation in Schutt und Asche verfallen lässt. Freiheit von und vor Konsumvergiftungen fördert nämlich die Phantasie und setzt sich in vielen Lebensbereichen immer weiter fort."

Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde  gründet auf dem Salutogenesekonzept von Aaron Antonovsky. Dieses fragt nicht danach, was krank macht, "sondern was Gesundheit entstehen lässt und erhält beziehungsweise bei Krankheit die Genesung fördert."

Eckhard Schiffer ist der Meinung, "dass Sucht in ihren verschiedensten Formen oft vermeidbar ist, wenn die Welt unserer Kinder vor Zerstörung bewahrt wird und unsere Kinder ihre schöpferischen Kräfte darin entfalten können." Der Homo faber genüge nicht, es brauche auch den Homo ludens.
 die Welt der Phantasie und die Welt des Träumens.

Es gehe darum, so Schiffer, einen guten Eigen-Sinn zu entwickeln. Für Huckleberry Finn ist charakteristisch, dass er "in sich selbst zuhause" ist. Und dies ist er, weil sein Selbstwertgefühl nicht von guten Schulnoten abhängt.

Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde ist ein Plädoyer für Freiräume, in denen sich Kinder spielerisch entfalten können. "Am Anfang aller Aufklärung stünden die Selbstaufklärung über die suchtartige Verschreibung an das Leistungsprinzip unter Eltern und Lehrern und Schulbürokraten sowie das Wissen darum, dass das Spielen im Sinne von 'play' und die dazugehörigen Freiräume die wirksamste Immunisierung gegen Suchtgefährdung darstellen."

Eckhard Schiffer
Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde
Anstiftung gegen Sucht und Selbstzerstörung bei Kindern und Jugendlichen
Beltz Verlag, Weinheim und Basel

Mittwoch, 7. Januar 2015

Grundformen der Angst

Der zwanghafte Mensch, heisst es in Grundformen der Angst, könne schwer annehmen, "dass Lebendiges nicht völlig vorausberechenbar festgelegt werden kann. Er glaubt, alles in ein System einfangen zu können, um es lückenlos übersehen und beherrschen zu können, und vergewaltigt so das Natürliche – Nietzsche hat einmal gesagt, dass der Wille zum System immer schon ein Stück Unaufrichtigkeit enthält – eben, weil man damit die Vielfalt des Lebendigen gewaltsam vereinfacht."

Der Versuch, Grundformen der Angst zu beschreiben und zu systematisieren, wäre demnach also eine gewaltsame Vereinfachung? Sicher, doch wenn man das so intelligent und einfühlsam macht wie Fritz Riemann, ist es eben auch noch etwas ganz anderes: eine nützliche Orientierungshilfe.

Grundformen der Angst ist ein Klassiker. Erschienen 1961, liegt das Buch mittlerweile in der 41. Auflage vor, 967 000 Exemplare sind bisher verkauft worden. 

Vier Grundformen unterscheidet Riemann
1. Die Angst vor der Selbsthingabe, als Ich-Verlust und Abhängigkeit erlebt
2. Die Angst vor der Selbstwerdung, als Ungeborgenheit und Isolierung erlebt
3. Die Angst vor der Wandlung, als Vergänglichkeit und Unsicherheit erlebt
4. Die Angst vor der Notwendigkeit, als Endgültigkeit und Unfreiheit erlebt

 Die Angst vor der Selbsthingabe sei vor allem den schizoiden Persönlichkeiten eigen. Der schizoide Mensch habe kein gefestigtes Selbst entwickelt und sei deshalb ständig mit der Ich-Abgrenzung beschäftigt. Aus dem "Vermeiden jeder vertrauten Nähe aus Angst vor dem Du, vor sich öffnender Hingabe", resultiere eine zunehmende Isolation und Einsamkeit. Weshalb es denn für den schizoiden Menschen zentral sei, dass er einen Gegenpol zu seinem Streben nach Selbstbewahrung finde, denn wie uns die Bibel lehrt "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei."

Für depressive Persönlichkeiten sei die Angst vor der Selbstwerdung charakteristisch. Dem Depressiven bedeute Nähe Sicherheit und Geborgenheit, dem Schizoiden hingegen bedeute sie Bedrohung seiner Autarkie.

Die Angst vor der Veränderung sei typisch für die zwanghaften Persönlichkeiten. "The only permanent thing is change", heisst es bei den Buddhisten. Und obwohl wir dies wissen (könnten), streben wir trotzdem nach Dauer. In den Worten von Riemann: "Das Streben nach Dauer gehört also zu unserem Wesen; neben der Sehnsucht nach der Unverlierbarkeit eines geliebten und uns liebenden Wesens ist es sicher eine Wurzel der religiösen Gefühle. In der Vorstellung der Zeitlosigkeit, Ewigkeit und Allgegenwärtigkeit eines Göttlichen hat sich der Mensch dieses Bedürfnis nach Dauer erfüllt." Nur: je mehr wir danach trachten, uns gegen unsere Angst vor der Vergänglichkeit abzusichern, desto heftiger befällt sie uns.

Die hysterischen Persönlichkeiten seien durch die Angst vor der Notwendigkeit charakterisiert. Darunter versteht Riemann ausgesprochen risikofreudige Menschen, die ständig nach Neuem streben und Angst vor Einschränkungen und Traditionen haben. Diese Angst drückt sich etwa in Platzangst oder in der Angst aus, sich in geschlossenen Räumen wie z.B. Fahrstühlen aufzuhalten. Solchen Menschen, meint der Autor, sei die eigentliche Angst vor der Notwendigkeit und Endgültigkeit gar nicht bewusst. 

Grundformen der Angst ist gut geschrieben, argumentiert einleuchtend, und ist äusserst lehrreich. Nicht zuletzt zeigt es überzeugend auf, dass Angst nicht nur zum Leben gehört, sondern wichtig für unsere reifende Entwicklung ist. Vor allem gilt: "... im Annehmen der Angst und im Versuch, sie zu überwinden, wächst uns ein neues Können zu – jede Angstbewältigung ist ein Sieg, der uns stärker macht; jedes Ausweichen vor ihr ist eine Niederlage, die uns schwächt."

Fritz Riemann
Grundformen der Angst
Ernst Reinhardt Verlag, München 2013